Studie: Spezielle Kohlenhydrat-Diät (SCD) erfolgreich bei Behandlung von Darmkrankheiten

Die Spezielle Kohlenhydratdiät (SCD) wurde in ihrer Urform von dem Gastroenterologen Dr. Sidney Haas entwickelt, nachdem er beobachtet hatte, dass seine jugendlichen Zöliakiepatienten nicht ausreichend auf die glutenfreie Kost reagierten.

Dr. Haas behandelte in seinen letzten Lebensjahren auch die Tochter von Elaine Gottschall, welche unter einer schweren Colitis ulcerosa litt. Die behandelnden Ärzte standen kurz davor, dem Mädchen große Teile des Dickdarms zu entfernen. Doch die SCD beruhigte das aufgewühlte Verdauungssystem und langsam aber sicher stellten sich Normalität und Wohlbefinden ein. Der Rest ist Geschichte: Elaine Gottschall, bis dahin Hausfrau und Mutter, besuchte in fortgeschrittenem Alter das College. Sie graduierte als M.Sc. in Biochemie und widmete ihr Leben der Erforschung und Bekanntmachung der Speziellen Kohlenhydratdiät.


Trotz der tausenden im Internet publizierten Erfolgsgeschichten von Crohn-, Reizdarm-, Zöliakie- und Colitispatienten (Eltern von autistischen Kindern nicht zu vergessen!), steht die Schulmedizin dieser Ernährungstherapie leider immer noch skeptisch gegenüber. Ein Argument der Ärzte ist dabei, dass es keine ausreichenden Belege für die Effektivität der SCD geben würde.


Deshalb freue ich mich immer ganz besonders, wenn wieder einmal ein neues Stück Forschungsaufwand zu Papier gebracht wurde und konsistent gute Ergebnisse liefert. So auch dieses Mal ...


Doch lesen Sie selbst!



Wer und was wurde untersucht?

Initiator der Studie war erneut die Rush University in Chicago, welche sich bereits mehrfach der Effektivität und den Wirkungsmechanismen der SCD widmete. Kakodkar und Kollegen (2015), darunter auch Professor Ece Mutlu, befragten diesmal 50 Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Mb. Crohn und Colitis ulcerosa), welche bereits seit längerer Zeit die SCD befolgten. 58% der Teilnehmer waren Frauen. Die individuelle Krankheitsdauer reichte von einem Jahr bis zu 35 Jahren.

In die Untersuchung wurde nur aufgenommen, wer von einem zugelassenen Gastroenterologen in den USA die Diagnose gestellt bekommen hatte. Außerdem mussten die Unterlagen (Spiegelungen, Bluttests etc.) noch einmal von einem unabhängigen Experten der Universität gesichtet werden, um sicherzustellen, dass es sich auch wirklich um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung handelt (Immer wieder wurde nämlich in der Vergangenheit behauptet, die SCD wirke "nur", weil in Wahrheit eine nicht so schwere und behebbare Störung hinter den Symptomen steckte - etwa eine Laktosemalabsorption oder eine Weizenunverträglichkeit. Beide Störungen könnten durch die SCD gebessert werden, da weder Laktose noch Weizen erlaubt sind. Dieser Vorwurf sollte durch die zweite unabhängige Prüfung vermieden werden.)


Die Wissenschaftler erfragten nun die Krankheitsaktivität mithilfe validierter Scores, die aktuellen Symptome, den Medikamentenkonsum, die CED-bezogene Lebensqualität und verschiedene Spezifika zur Durchführung bzw. Anwendung der SCD. Gerade auch letzterer Punkt lieferte spannende Erkenntnisse!


Eine kleine Kritik

Bevor wir uns den wirklich eindrucksvollen Ergebnissen zuwenden, möchten wir noch kurz auf einen bedeutenden Schwachpunkt der Untersuchung eingehen:


Wie geschildert wurden Patienten befragt, welche die SCD langfristig befolgten. Dies ist natürlich eine recht selektive Auswahl, da natürlich gerade jene Betroffenen dazu neigen werden, die SCD lange zu befolgen, welche mit ihr positive Erlebnisse verbinden. Die Untersuchung sagt also nichts darüber aus, welcher Anteil an CED-Patienten letztendlich von der Diät profitiert, sondern gibt "nur" Auskunft über die langfristigen Anwender. Trotzdem liefert uns die Befragung wichtige und deutliche Hinweise auf die Effektivität und Wirkmechanismen der Speziellen Kohlenhydratdiät.


Was waren die zentralen Ergebnisse der Untersuchung?

Höhere Lebensqualität

CED-Patienten, welche die Spezielle Kohlenhydratdiät befolgten, zeigten eine hohe Einschätzung ihrer Lebensqualität (SIBDQ 61 von 70 max. Punkten).


Weniger oder keine Medikamente

Nur ein einziger Mb. Crohn-Patient wurde steroidal behandelt. Acht erhielten immunomodulatorische Medikamente und weit mehr als die Hälfte(!) lebte komplett ohne Medikamente. Die Liste der verwendeten Medikamente vor dem Start der SCD ist sehr lang und umfassend. Sie kann im verlinkten Dokument nachgeschlagen werden.


Keine Symptome mehr

Ganze 66%(!) der Teilnehmer berichteten über die komplette Elimination ihrer CED-Symptome.


Schummeln ist keine gute Idee ...

32% der Versuchspersonen gaben an, dass sie gelegentlich eigentlich "verbotene" Lebensmittel verzehren könnten. Interessanterweise musste rund die Hälfte dieser "schummelnden" Anwender weiterhin immunosupressive Medikamente einsetzen.


Heilung ist ein langfristiger Prozess

Die ersten Erfolge sahen die Patienten nach etwa 30 Tagen. Die Betroffenen, welche über komplette Symptomfreiheit berichteten, brauchten dafür im Durchschnitt 10 Monate.


Warum befolgen Patienten die SCD?

  • Sie glauben, dass die Diät effektiver ist, als Medikamente (64%).
  • Medikamente haben ihnen nicht geholfen (64%).
  • Medikamente hatten in der Vergangenheit starke Nebenwirkungen (56%).
  • Die Diät wurde in Foren etc. von anderen Betroffenen empfohlen (44%).

Leben mit der Speziellen Kohlenhydratdiät

Im Durchschnitt wendeten die Befragten die Diät seit drei Jahren an. Ihre Compliance zu der Ernährungsform lag bei 95% (siehe auch den Punkt "Schummeln"). Der durchschnittliche Arbeitsaufwand (bspw. Vorbereitung und Einkaufen von Speisen) lag bei knapp 10 Stunden pro Woche. Fast 60% der Befragten implementierten die Spezielle Kohlenhydratdiät in ihren Tagesablauf, während sie einer Vollzeit-Arbeit nachgingen.


Meinung der Befragten

Auf einer Skala von 0 bis 100 gaben die Befragten der SCD durchschnittlich eine Effektivität von 91 bei der Linderung akuter Beschwerden und eine Effektivität von 92 bei der Aufrechterhaltung der Remission. Die Schwierigkeit, die etwas restriktivere Diät beizubehalten wurde mit 40 eingeschätzt.


Meinung der Autoren

Die Wissenschaftler schließen, dass die SCD eine potentielle Therapiemethode für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sein könnte, und unter Umständen zur starken Reduzierung schwerer Medikation führen kann. Hinter dem Wirkmechanismus der Speziellen Kohlenhydratdiät vermuten sie bereits beobachtete Veränderungen der intestinalen Mikroflora und betonen die Notwendigkeit weiterer Studien zum Thema.



Kommentar: Reizdarm und Spezielle Kohlenhydratdiät

Leider gibt es bis heute noch keine Untersuchungen, welche die Effektivität der SCD auch an RDS-Betroffenen ergründen. Dennoch möchten wir hier gern darauf hinweisen, dass bereits Frau Gottschall auf die gute Wirkung besonders für Patienten mit chronischem Durchfall hingewiesen hat. Diese praktische Erfahrung können wir aus unserer eigenen Erfahrung nur bestätigen. Gerade in vielen "harten" Fällen hilft die Spezielle Kohlenhydratdiät oft besser als die aktuellere und mehr gepriesene FODMAP-Reduktion.

Weiterhin ist bekannt, dass die SCD das Mikrobiom verändert und eine erhöhte Biodiversität begünstigt. Eine veränderte und artenärmere Darmflora wird als Ursache für CEDs, aber auch den Reizdarm diskutiert. Es klingt also folgerichtig, dass auch beide Krankheitsgruppen von der Ernährung profitieren können.


Bitte beachten Sie, dass es oft nicht mit der Lektüre des Buches (siehe unten) getan ist. In den Folgejahren nach der Publikation entstanden viele Newsletter, Kommentare etc. aus der Feder von Elaine Gottschall und anderer Praktizierender. Einige Details sollten aufgrund neuerer Erkenntnisse auch anders gehandhabt werden. So empfiehlt sich u.a. ein stufenweises Vorgehen bei der Einführung problematischer Lebensmittel. Wenden Sie sich bei Fragen bitte an erfahrene Anwender oder Therapeuten.


Hier aber noch einige Empfehlungen zum Einstieg in eine tolle und wirkungsvolle Therapie!


 

Wichtiges Handwerkszeug zur Implementierung der Speziellen Kohlenhydratdiät