Teaser: Reizdarmsyndrom und Vorzeitiger Samenerguss/ Premature Ejaculation (PE)

Reizdarmsyndrom und vorzeitiger Samenerguss, gibt es einen Zusammenhang?
Bild: Bianca Schütte via pixelio.de

Meine männlichen RDS-Klienten sprechen mich mit etwas Zurückhaltung bzw. Scheu, aber einer erschreckenden Regelmäßigkeit, auf sexuelle Probleme an. Meistens geht es dabei um den vorzeitigen Samenerguss (Fachbegriff: Premature Ejaculation Disorder - kurz: PE[D]). Aber auch allgemeiner Libidoverlust oder Erektionsstörungen gehören zu den häufiger berichteten Beschwerden.

 

Dabei sollten meine Klienten und Leser wissen, dass ich als Psychologe und Coach auch für dieses Thema offen bin, denn auch bei psychiatrischen Störungen wird das Sexualleben häufig negativ beeinträchtigt - sei es durch chronischen Stress, Neurotransmitterabweichungen oder natürlich verschiedenste Medikamente (SSRIs und TZAs anyone?). Und natürlich ist unser sexuelles Wohlbefinden ein enormer Faktor für körperliche und psychische Gesundheit!

 

In den vergangenen Wochen widmete ich mich also dem Themenkomplex Reizdarmsyndrom und Vorzeitiger Samenerguss. Zum Einstieg in dieses Thema möchte ich heute eine interessante Studie vorstellen. Kleiner Hinweis: Diese Problemstellung passt sehr gut zu unserem Angstartikel vor wenigen Tagen.

 


Jeder zweite männliche RDS-Patient leidet unter Vorzeitigem Samenerguss

Bevor wir uns auf die Suche nach Ursachen und Mechanismen begeben, ist es natürlich notwendig bzw. hilfreich zu wissen, ob es sich überhaupt um einen nennenswerten Zusammenhang handelt. Tritt der vorzeitige Samenerguss unter Männern mit Reizdarmsyndrom also häufiger auf, als bei Kontrollpersonen mit vergleichbaren biologischen Daten und Lebensbedingungen?

 

Eine eher schockierende Antwort liefern Pour und Kollegen in ihrer Untersuchung aus dem Jahre 2014. Die Wissenschaftler befragten 152 männliche Reizdarm-Betroffene (Diagnose nach Rom-II) und screenten für das Vorliegen der Premature Ejaculation Disorder (nach DSM-IV).

 

Ergebnis: 59% der befragten Patienten mit Reizdarmsyndrom litten unter vorzeitigem Samenerguss! Dies toppt die erhobenen Daten für die Gesamtbevölkerung (in verschiedenen Studien bei 3 bis max. 30% in den vergangenen 12 Monaten) um mindestens den Faktor 2.

 

 

Weiterhin förderte die Untersuchung einige interessante Risikofaktoren zutage. Dazu gehörten eine vorliegende psychiatrische Störung, letztere auch in der Familienanamnese, Medikamentenmissbrauch und chronischer Stress.

 

In kommenden Artikeln werde ich mich mit den vermutlich zugrunde liegenden Mechanismen beschäftigen. Einen sehr sicheren Verbindungspunkt haben der Vorzeitige Samenerguss, das Reizdarmsyndrom und Angststörungen durch eine veränderte Biochemie - sprich Neurotransmitter wie Serotonin und MAO. Letztere sind nachweislich bei vielen Angstpatienten, aber auch bei Männern mit vorzeitigem Samenerguss und dem Reizdarmsyndrom (bisher nur für RDS-D nachgewiesen) verändert.