Welche natürlichen Mittel helfen bei einer Depression?

Naturheilkunde und Pflanzenheilkunde helfen gegen Depressionen
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Zu den am häufigsten gestellten Fragen in meiner ganzheitlich-orientierten Praxis für Psychotherapie gehört gewiss jene nach naturheilkundlichen bzw. pflanzlichen Alternativen zu den bekannten Psychopharmaka bei Depressionen und Ängsten. Ich bin nicht unbedingt ein Gegner von pharmazeutischen Antidepressiva etc., doch wie viele meiner Klienten sehe ich deren übermäßigen Einsatz, das Verlassen auf deren Langzeitwirkung (passiver vs. aktiver Lösungsstil) und natürlich deren zahlreiche Nebenwirkungen kritisch. Dennoch bin ich dankbar, dass es diese Medikamente für schwere Krisensituationen gibt.

Eine leichte bis mittelgradige Depression gehört leider zu den häufigsten Begleiterkrankungen eines längerfristig bestehenden Reizdarmsyndroms und kann die Grunderkrankung noch schlimmer machen, die Lebensqualität und vor allem die Leistungsfähigkeit (etwa im Berufsleben) weiter einschränken. Aus diesem Grund möchte ich hier kurz klinisch-erprobte und evidenz-basierte Möglichkeiten vorstellen, wie man Depressionen auf natürliche Art und Weise besänftigen kann, ohne gleich schwere Geschütze auffahren zu müssen.

 


Woher stammen die folgenden Empfehlungen?

 

Vielleicht kennen Sie das auch: Sie suchen nach einem Thema ganz ähnlichem dem jetzigen und bekommen dann eine schöne Liste von Wirkstoffen präsentiert. Ein paar bunte Bildchen und viel Werbung vervollständigen oft den Klickmarathon. Doch kann man sich auf diese Empfehlungen tatsächlich verlassen? Was ist die Grundlage für die Auswahl gerade dieser Liste? Sind die Produkte wirklich effektiv und vor allem sind sie auch sicher bei sachgerechter Anwendung? Oft fehlt es diesen Beiträgen an Transparenz.

 

Für die folgende Darstellung beziehe ich mich deshalb auf das ausführliche Review von Nabavi und Kollegen (2015). Die Wissenschaftler werteten für das Fachjournal Nutritional Neurosciences zu diesem Zweck zahlreiche Tiermodelle, randomierte und plazebo-kontrollierte Studien der letzten zehn Jahre aus.

 

 

Natürliche Produkte und Mikronährstoffe, welche nachweislich bei einer Depression helfen

 

Die Forscher weisen in ihrer Arbeit darauf hin, dass der Konsum der folgend genannten Substanzen den Beginn oder das Fortschreiten einer Depression verzögern oder gar verhindern kann. Es fehlt allerdings an weiteren, detaillierteren Studien an Betroffenen. Konsultieren Sie deshalb vor dem Beginn einer Einnahme Ihren Arzt oder Heilpraktiker.

 

 

1. Grünteecatechine

Grüner Tee bzw. dessen Extrakt gehört zu den wissenschaftlich am besten untersuchten Naturheilmitteln. Weit über 100 Studien, teilweise mit sehr großen Stichproben und langer Dauer, widmen sich den gesundheitlichen Auswirkungen des Grüntees. Zu letzteren gehören positive Einflüsse auf u.a. Multiple Sklerose, Alzheimer, Diabetes, Zahnkaries und verschiedene Krebsarten. Verantwortlich dafür sind die im Tee enthaltenen Catechine, welche auch dafür sorgen, dass weniger Kortisol vorhanden ist und Monoaminooxidase (MAO) hemmen. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren einige pharmazeutische Antidepressiva, die so genannten MAO-Hemmer bzw. Inhibitoren. Zur höheren Dosierung und zur Vermeidung von Leber- bzw. Nierenschäden bei häufigem täglichen Teegenuss, empfiehlt sich die Einnahme eines Grünteeextrakts.

 

 

 

2. Anthocyane

 

Anthocyane sind wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, welche u.a. vielen Beeren ihre blaue oder violette Farbe geben. Die Farbstoffe hemmen ebenfalls die MAO-Formen A und B und fungieren somit als natürliches Antidepressivum. Um Unannehmlichkeiten im Gastrointestinaltrakt (Blähungen oder Durchfälle) zu vermeiden, kann hier ebenfalls sehr gut auf Extrakte aus Aronia, Heidelbeere etc. zurückgegriffen werden (aufgeführte Produkte sind nur Beispiele).

 

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3. Oligomere Proanthocyanidine

 Um es uns etwas leichter zu machen, kürzen wir diesen Zungenbrecher einfach mit OPC ab. OPC gehören zu den so genannten Flavonolen und sind zumeist Di- oder Trimere von Catechinen. Im Tierversuch schwächten OPCs depressive Symptome bzw. damit assoziiertes Verhalten bei Ratten ab. Wir finden diesen wertvollen Pflanzenstoff u.a. in hochwertigem Kakao oder in Traubenkernen.

 

 

 

4. Resveratrol

Resveratrol zählt ebenfalls zu den Polyphenolen mit antioxidativen Eigenschaften. Aufgrund seiner Fähigkeiten wird es häufig als Anti-Aging-Formel beworben. Für unseren heutigen Artikel zählt es allerdings auch zu den am besten erforschten natürlichen Antidepressiva. Es hemmt die Noradrenalin- und Serotoninwiederaufnahme, hebt den Spiegel dieser Neurotransmitter im Gehirn  und hemmt MAO. Im Tierversuch zeigte es günstige Auswirkungen auf sowohl depressive als auch ängstliche Symptome. Resveratrol kommt vor allem in Weintrauben und im Japanischen Knöterich vor.

 

 

 

5. Omega-3-Fettsäuren und B-Vitamine

Für diese beiden Stoffe liegen bezüglich der Depression beim Menschen bisher leider nur epidemiologische Befunde vor. Allerdings gehen viele Psychiater davon aus, dass die geringe Depressionsrate in Japan (einem Land mit weitgehend westlichen Lebensgewohnheiten) auf den dennoch relativ höheren Fisch-, Meeresfrucht- und Algenkonsum (Omega-3-Fettsäuren) zurückzuführen ist. Erste Studien zeigen den Zusammenhang der Depression mit Mikroentzündungen. Die antiinflammatorische Wirkung von Omega-3-Fetten könnte hier der Schlüssel zur Wirkung sein.