Zuerst müssen wir die möglichen Ursachen in zwei Kategorien unterteilen: Auf der einen Seite kann zu viel Histamin produziert werden und auf der anderen Seite kann es sein, dass die Histamin- abbauenden Mechanismen nicht ausreichend funktionieren. Welche Faktoren können diese beiden Mechanismen beeinflussen?
Wichtig ist: Histamin ist eigentlich ein sehr wichtiger Neurotransmitter. Er erledigt seinen Job bei der Entzündungsreaktion und die meisten Menschen werden niemals erfahren oder spüren, was
Histamin ist und was es in ihrem Körper anstellt. Einfach, weil der vorgesehene Regelkreislauf funktioniert.
Histaminintoleranz ist keine anerkannte Erkrankung. Es gibt einige Forschungsartikel, die zeigen, dass der Abbau von Histamin für einige Menschen problematisch sein kann, doch die meisten Ärzte reagieren immer noch etwas befremdet, wenn man sie auf dieses Thema anspricht.
Dennoch gibt es tausende Patienten, die nach dem Genuss histaminhaltiger Lebensmittel Probleme haben. Es besteht eine inzwischen recht ausgereifte Diagnostik usw.
Für dieses Problem gibt es heute zwei Hauptverdächtige. Der erste ist in Deutschland inzwischen so eine Art "Geheimtipp" unter langjährigen Reizdarm Patienten geworden:
Das Mastzellüberaktivitätssyndrom (mast cell activation syndrome- MCAS)
Die Hypothese, dass eine Vielzahl von Reizdarmpatienten eigentlich unter einem Mastzellüberaktivitätssyndrom leide, wurde vor allem von Professor Molderings postuliert. Viele therapieresistente Betroffene stellten sich einer umfangreichen Diagnostik und recherchierten zum Thema "Systemische Mastozytose", einer sehr seltenen Erkrankung der Mastzellen mit systemischen Auswirkungen (u.a. auch Durchfall, Bauchschmerzen etc). Heute müssen wir die Diagnostik des MCAS infrage stellen, denn wir wissen bspw. dass einige Marker auch bei einem Reizdarmsyndrom erhöht sind (bspw. Chromogranin A).
Die veränderte Darmflora
Wir wissen aber auch, dass einige nicht- probiotische Bakterienstämme übermäßig Histamin produzieren. Gerät die gesunde Darmflora also durch Fehlernährung, Antibiotika usw. aus den Fugen und übernehmen diese Stämme das Ruder, kann es ebenfalls zu einer Überproduktion von Histamin kommen. Die Abbaumechanismen reichen nicht mehr aus, um dem Histamin noch Herr zu werden.
Im Normalfall wird Histamin durch die beiden Enzyme Diaminoxidase (DAO) und/oder Histamin- N- Methyltransferase (HNMT) abgebaut.
Unzureichende DAO- Aktivität
Wahrscheinlich durch eine genetische Mutation kann es zu einer Verminderung der DAO- Aktivität kommen. Dann ist das Enzym nicht mehr ausreichend aktiv, um das normal produzierte Histamin abzubauen.
Schon wieder die veränderte Darmflora
Es gibt nicht nur Bakterien, welche verstärkt Histamin produzieren, sondern auch Darmbakterienstämme, welche Histamin natürlich verwerten. Die Pflege unserer Darmflora spielt also eine doppelt große Bedeutung und könnte vielleicht erklären, WARUM Reizdarmpatienten mit zunehmender Krankheitsgeschichte öfter über Histamin- Unverträglichkeiten berichten.
Reizdarmpatienten fehlen etwa 25% Bakterienstämme des Gesunden -> Probiotische Bakterien werden verdrängt-> Histaminproduzierende Bakterien nehmen überhand-> Symptome bei Aufnahme histaminhaltiger Lebensmittel, welche den Tropfen auf den heißen Stein bilden.