Im vorhergehenden Artikel zur Dünndarmfehlbesiedlung (DDFB, SIBO) habe ich dir anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse erläutert, dass es sich bei der bakteriellen Überwucherung des Dünndarms eigentlich nicht um jenes Phänomen handelt, welches du bisher dachtest (und welches leider viele praktizierende Ärzte immer noch für valide halten - mit verheerenden Folgen für die Effektivität von sowohl Diagnostik als auch Therapie). Damit du sicher nachvollziehen kannst, warum ich zum Erkennen der Dünndarmfehlbesiedlung und auch zu ihrer Behandlung andere Schritte empfehle als jene, die von Ärzten und vielen Internetseiten propagiert werden, ist es notwendig, dass du die wichtigsten Aussagen des letzten Artikels im Hinterkopf behalten hast. Deshalb hier noch einmal eine kleine Auffrischung des Gelernten:
- Die Dünndarmfehlbesiedlung (DDFB) ist eine der häufigsten Ursachen hinter den Beschwerden des Reizdarms wie Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Blähungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bis zu 78% (fast 4 von 5) der RDS-Betroffenen haben eine Dünndarmfehlbesiedlung (siehe etwa Ghoshal et al.,2017). In Metaanalysen lag die Prävalenz bei über 8.000 Versuchspersonen über alle Subtypen des Reizdarms hinweg bei 40% (Chen et al.,2018).
- So genannte "proof-of-concept"-Studien haben bewiesen, dass die Dünndarmfehlbesiedlung tatsächlich verantwortlich für die Reizdarmsymptome ist. Sie ist also kein zusätzlich zum Reizdarm vorliegendes Phänomen, sondern eine Ursache für diesen. Gelingt es, die Dünndarmfehlbesiedlung erfolgreich zu behandeln, verschwindet der Reizdarm oft vollständig (siehe bspw. Ghoshal et al.,2016; Pimentel et al.,2000). In der Interventionsstudie unter der Leitung von Professor Udaj Ghoshal erreichten sage und schreibe 87,5% der Probanden eine vollständige Heilung ihres Reizdarms (keine Diagnose nach ROM-III-Kriterien mehr), während es in der Interventionsstudie unter der Leitung von Professor Mark Pimentel immerhin 48% waren. Man möge es sich noch einmal auf der Zunge zergehen lassen: Das angeblich "nicht heilbare" Reizdarmsyndrom wurde hier innerhalb weniger Wochen von mehr als einem Dreiviertel bzw. der Hälfte der Betroffenen besiegt! Dass der Reizdarm heilbar ist, habe ich bereits in vielen Artikeln anhand wissenschaftlicher Daten beschrieben.
- Die Dünndarmfehlbesiedlung ist nicht, wie bisher fälschlicherweise angenommen, eine simple "Invasion" des sonst eher spärlich besiedelten Dünndarms durch Bakterien und andere Mikroorganismen. Nicht die mikrobielle Last (die Bakterienkonzentration) ist für das Entstehen der Symptome verantwortlich, sondern die Dominanz spezifischer bakterieller Spezies, vor allem gram-negativer Darmbakterien wie Klebsiellen, Escherichia coli oder auch Pseudomonas (Safouri et al.,2019). Diese wissenschaftliche Erkenntnis hat erhebliche Konsequenzen für das Konzept, die Diagnostik und die Therapie der Dünndarmfehlbesiedlung. So ist es imstande zu erklären, warum Menschen mit einem positiven Atemgastest mitunter über keinerlei Beschwerden berichten, während andere, deren Atemgastest negativ ausfiel, die klassischen gastrointestinalen und extra-intestinalen Beschwerden und oft auch für die DDFB typische Komplikationen wie Anämie, Mängel der fettlöslichen Vitamine E, D, K und A oder auch eine Störung des Gallensäurekreislaufs zeigen.
Dabei möchte ich es für unsere kurze Rekapitulation belassen. Solltest du noch Unsicherheiten bei der Einordnung des theoretischen Hintergrundes, der Komplikationen oder der Symptome der Dünndarmfehlbesiedlung haben, dann solltest du dich noch einmal mit dem ausführlichen Artikel zur Einleitung beschäftigen!
Jetzt aber soll es um das aufgrund dieser revolutionären Daten verbesserte diagnostische Vorgehen gehen!
Wie erkenne ich eine Dünndarmfehlbesiedlung? Inhalt.
- Welche klinischen Symptome sprechen für das Vorliegen einer Dünndarmfehlbesiedlung?
- Welche Tests werden zum Erkennen der Dünndarmfehlbesiedlung eingesetzt?
- Wie funktionieren Atemgastests zur Diagnostik der Dünndarmfehlbesiedlung?
- Sind Atemgastests zum Erkennen einer Dünndarmfehlbesiedlung überhaupt geeignet?
- Welche Gase sollten im SIBO-Atemgastest erhoben werden?
- Was eignet sich besser: Glucose oder Lactulose?
- Wie kann eine Dünndarmdysbiose (neues Konzept) erhoben werden?
- Was sind die besten Dünndarmfehlbesiedlung-Tests für zuhause?
Welche Symptome und Laborparameter sprechen für eine DDFB?
Vor allem folgende Beschwerden könnten für das Vorliegen einer Dünndarmfehlbesiedlung sprechen:
- Der Symptomkomplex des Reizdarmsyndroms: Blähungen, Bauchschmerzen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Durchfall und/oder Verstopfung (wie bereits oben beschrieben, findet sich eine DDFB bei ca. 40-80% der RDS-Betroffenen - die Diagnose Reizdarmsyndrom ist somit einer der stärksten Prädiktoren für die Störung)
- Beschwerden des oberen Gastrointestinaltraktes wie Reizmagen, Völlegefühl, Übelkeit, Sodbrennen, mangelnder Appetit usw.
- zusätzlich zu den Symptomen des Verdauungstraktes psychische Beschwerden wie Ängste, depressive Verstimmungen und vor allem auch Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, "Brain Fog
- zusätzlich zu den Symptomen des Verdauungstraktes extra-intestinale Symptome wie Erschöpfung, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen
Sicher hast du, bei einem vorliegenden Reizdarmsyndrom oder anderweitigen chronischen Beschwerden, bereits einige Untersuchungen von deinem Arzt oder privat durchführen lassen. Einige dieser Ergebnisse können dir ebenfalls Hinweise auf eine mögliche Beteiligung der DDFB geben. Dazu gehören:
- ungewollter Gewichtsverlust
- Vitaminmängel (A, D, E, K, B12), Eisenmangel, ein Überschuss an Folsäure
- erhöhte Marker hinsichtlich der Durchlässigkeit deiner Darmbarriere (Leaky Gut Syndrom): Alpha-1-Antitrypsin oder Zonulin, Marker der Schleimhautabwehr wie sekretorisches IGA; Verdauungsrückstände im Stuhl
- positive Atemgastests bezüglich Fruktose-, Laktose-, Sorbitunverträglichkeit (die Dünndarmfehlbesiedlung kann alle drei Störungen verursachen und dadurch für positive Atemgastests verantwortlich sein)
Weiterhin kannst du die bis zu diesem Punkt gesammelten Hinweise durch das Sammeln bei dir individuell vorhandener Risikofaktoren ergänzen:
- Begannen die Beschwerden innerhalb von einigen Monaten nach einem akuten gastrointestinalen Infekt? (Eine Magen-Darm-Grippe oder Lebensmittelvergiftung setzt den MMC außer Kraft und begünstigt stark die Entstehung einer Dünndarmfehlbesiedlung.)
- Ernährst du dich "typisch westlich" mit viel Zucker und eher wenig Ballaststoffen? (In Interventionsstudien ausreichend, um eine DDFB auszulösen.)
- Liegen eine Schilddrüsenunterfunktion, ein Diabetes mellitus oder eine Mastzellaktivierung vor?
- Wurden bei dir Operationen im Bauchraum vorgenommen (Ileozökalklappe, Gallenblase usw.)?
- Hast du längerfristig Loperamid, Protonenpumpenhemmer oder H2-Antihistaminika eingenommen? (Alle diese Medikamente erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer Dünndarmfehlbesiedlung - und werden törichterweise gern beim Reizdarm verordnet ...)
Erfüllst du ein oder gleich mehrere Kriterien, solltest du dich mittels verschiedener Tests dem Feststellen der Dünndarmfehlbesiedlung widmen, um deine Chance auf eine Heilung der Darmbeschwerden zu erhöhen. Aber welche Untersuchungen sind zum Erkennen einer DDFB eigentlich geeignet?
Welche Tests erkennen sicher eine Dünndarmfehlbesiedlung?
Interessanter wird es da schon bei der verbreitetsten Untersuchung zur Feststellung einer DDFB: dem Atemgastest. Dieser wird inzwischen von vielen Gastroenterologen und Kliniken angeboten und hat vielen Untersuchungen zufolge eine moderate bis gute Spezifität und Sensitivität (z.B. Losurdo et al.,2020). Allerdings gibt es hierbei einige Stolperfallen zu umgehen (Simren & Stotzer,2006).
Wie funktioniert ein SIBO-Atemgastest?
Der Atemgastest zur Feststellung einer Dünndarmfehlbesiedlung ist mit jenen zur Diagnosestellung bei Fruchtzucker-, Milchzucker- und Sorbitunverträglichkeit verwandt. Bei diesen wird jedoch darauf spekuliert, dass das jeweilige Kohlenhydrat (etwa Fruktose) aufgrund von Enzymmängeln oder Transporterstörungen der Absorption im Dünndarm entgeht und deshalb erst im Dickdarm von den Darmbakterien fermentiert wird. Liegt allerdings eine Dünndarmfehlbesiedlung vor, kann diese falsch-positive Befunde für eine Fruktose-/Laktosemalabsorption liefern, denn dann greifen die dominanten Bakterien bereits im Dünndarm auf bspw. den Fruchtzucker zu und Fermentationsgase lassen sich nachweisen, ohne dass der Fruktosetransporter eingeschränkt wäre! Konsequenz wäre dann eine einschränkende fruktosearme Diät, welche allerdings nicht die Reizdarmsymptome zu lindern vermag, da die bakteriellen Übeltäter im Rahmen der DDFB auch andere Kohlenhydrate fermentieren können. Liegt also ein positiver Befund für eine solche Kohlenhydratmalabsorption vor, sollte immer auch eine Diagnostik bezüglich einer evtl. dafür verantwortlichen Dünndarmfehlbesiedlung eingeleitet werden!
Besonders wichtig bei der Verwendung eines Atemgastests zum Erkennen einer Dünndarmfehlbesiedlung ist die richtige Vorbereitung der Testperson (Saad & Chey,2014). So sollte diese etwa vier Wochen vor dem Testtermin keine Probiotika, Antibiotika oder Prokinetika zu sich genommen haben. Die letzten Tage vor dem Atemgastest muss auf den Verzehr schwer-verdaulicher Kohlenhydrate verzichtet werden, da der Verzehr etwa FODMAP-reicher Mahlzeiten bereits hohe Konzentrationen zu Beginn der Testung erzeugen kann. Liegt bereits die Erstmessung im höheren Bereich, sollte unbedingt auf eine Durchführung des Tests verzichtet werden, da dies die Interpretation nahezu unmöglich machen würde. Nach einem leichten frühen Abendessen am Vortag sollte bis zum Trinken der Kohlenhydratlösung gefastet werden. Rauchen und Zäheputzen sind am Morgen des Testtages selbst zu unterlassen.
Sind Atemgastests dazu geeignet, eine Dünndarmfehlbesiedlung festzustellen?
Wie in der Studie von Saffouri und Kollegen nachgewiesen, ist es durchaus möglich, dass es sich bei der quantitativen Überwucherung des Dünndarms "lediglich" um eine Assoziation bzw. Reflektion bestimmter Ernährungsmuster handelt. So zeigten Personen mit einem besonders gesunden Ernährungsverhalten, u.a. gekennzeichnet durch den Verzehr großer Ballaststoffmengen, einen positiven Atemgastest bzw. eine erhöhte Konzentration von CFUs im Aspirat. Diese Testpersonen wären aufgrund des Atemgastests als "krank" (=Betroffene einer Dünndarmfehlbesiedlung) kategorisiert worden. Dabei zeigten sie keinerlei Symptome oder pathologische Veränderungen des Gastrointestinaltraktes! Man stelle sich vor, diese durchweg gesunden Personen sollten ihre Darmflora nun durch wochenlange Antibiosen herausfordern ...
Der positive Atemgastest sollte also immer durch weiterführende Diagnostik untermauert werden. Er bildet aber tatsächlich die Grundlage zum Erkennen der Dünndarmfehlbesiedlung. (Es sei denn, du verfügst über die Möglichkeit einer DNA-Sequenzierung deines Dünndarmsaftes? Du Glücklicher!) Da es allerdings verschiedene Atemgastests gibt, müssen wir nun noch die Frage beantworten, welcher für dich der richtige ist. Also, weiter gehts!
Wasserstoff oder Methan beim SIBO-Atemgastest? Was ist besser?
Doch welches Gas sollte nun erhoben werden, um einen stimmigen Befund zu erhalten? Die simple Antwort lautet: unbedingt beide - also Wasserstoff UND Methan! Leider ist es immer noch üblich, dass Gastroenterologen in Deutschland entweder H2 oder CH4 bestimmen lassen. Sie berufen sich dabei auf eine Faustregel, dass Patienten mit Durchfall eher eine Überwucherung mit Wasserstoffproduzenten haben, während Verstopfungs-Betroffener immer eine IMO (Methanüberwucherung, Intestinal Methanogen Overgrowth) hätten. Neueste Untersuchungen zufolge ist diese Faustregel aber alles andere als korrekt (Takakura & Pimentel,2020). So zeigen zwar tatsächlich viele Patienten mit Verstopfung eine Methanüberwucherung, aber es gibt eben auch eine nicht zu vernachlässigende Zahl an Ausnahmen! Würde man diesen den H2-Atemgastest verwehren, würden sie vielleicht nie von ihrer Dünndarmfehlbesiedlung erfahren!
Während die allermeisten SIBO-Betroffenen für beide Gase positiv testen, ist dies für Subgruppen, welche ein Viertel oder ein Fünftel ausmachen, nicht der Fall (Mattson et al,2017). In der Zusammenschau mit weiteren Befunden ergibt sich aus dieser Konstellation ein wichtiges Muster zur Definition der wirkungsvollsten Therapie. Möchtest du also eine saubere Diagnose haben, solltest du unbedingt Methan und Wasserstoff messen lassen! Das ist bei vielen Dünndarmfehlbesiedlungs-Tests für zuhause inzwischen Standard. (Manchmal sind diese Start-Ups deutlich näher an der Wissenschaft als alteingesessene Gastroenterologen ...)
Laktulose oder Glukose? Was deckt die Dünndarmfehlbesiedlung verlässlicher auf?
Was ist also der Unterschied zwischen der Verwendung zwischen Glucose und Lactulose? Glucose ist ein Einfachzucker, welcher bereits im ersten Drittel des Dünndarms absorbiert wird. Er gelangt also nie in den Dickdarm und hat auch keinen Kontakt zur dort residierenden Darmflora. Das hat den Vorteil, dass ein Anstieg um gleich oder mehr als 20 ppm im Atemgastest immer eindeutig auf eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms hinweist. Lactulose hingegen passiert den Dünndarm beim gesunden Menschen unabsorbiert und kann erst im Dickdarm durch das physiologische Mikrobiom fermentiert werden. Darum kann es neben der Ermittlung einer DDFB auch zur Beurteilung des gastrointestinalen Transits eingesetzt werden. Problematisch ist nun aber, dass die Lactulose aufgrund dieser Eigenheit ein anderes Kriterium benötigt als der Wasserstoff, denn ein Anstieg größer oder gleich 20 ppm könnte auch durch eine Germentation im Dickdarm entstehen, vor allem wenn ein schneller Transit (Durchfallpatienten) vorliegt. Um eine DDFB-Diagnose zu stellen, muss deshalb eine so genannte "Doppelspitze" während der Messungen festgehalten werden (siehe unten), was die Interpretation des Testergebnisses deutlich erschwert. Konsistent zeigen Studien, dass der Glucose-Atemtest jenem mit Lactulose deutlich überlegen ist - egal ob man die Sensitivität oder die Spezifität betrachtet (Losurdo et al.,2020). Von Vertretern der Lactulose-Tests liest man häufig, dass diese aufgrund ihrer vollständigen Passage des Dünndarms auch eine "tiefe" DDFB erfassen könne. Doch Experten auf dem Gebiet geben immer wieder an, dass eine grobe Differenzierung zwischen Jejunum und Ileum auch anhand der Kurven im H2-Atemgastest möglich ist (siehe Abbildung).
Neben der erschwerten Interpretation des Lactulose-Atemgastests (manchmal ist etwa keine klare zweite Spitze ersichtlich, oder die Spitzen sind zeitlich zu eng aufgetreten) ist natürlich die mangelnde Spezifität und Sensitivität ein Hauptproblem dieser Testvariante. So überschätzt der Lactulose-Atemgastest die Zahl der Betroffenen um bis den Faktor 2 (also doppelt so viele Erkrankte) und produziert viele falsch-positive Ergebnisse. Aus diesen Gründen sollte gänzlich klar sein, welcher Atemgastest bei der Diagnostik der Dünndarmfehlbesiedlung meine klare Sympathie genießt: der Glucose-Atemtest mit Messung von Methan UND Wasserstoff!
Wie sollte ein positiver glucose-Atemgastest untermauert werden?
Was kann dir eine zusätzliche DNA-Stuhlanalyse zum Atemgastest verraten? Vor allem kann sie ausschließen, dass es sich beim Atemgastest um ein ernährungsbasiertes Artefakt oder einen falsch-positiven Befund handelt. Dadurch kannst du potenziell schädliche Therapiemaßnahmen (z.B. unnötige Antibiosen) vermeiden. Weiterhin kann dir der DNA-Stuhltest aber auch Hinweise darauf liefern, mit welchen Bakteriengattungen ein Problem besteht, was wiederum Konsequenzen für deine therapeutischen Entscheidungen hat. So wirst du eine Überwucherung typisch gram-negativer Bakterien anders beeinflussen wollen als eine Methanbildnerdominanz.
Das Mikrobiom von Betroffenen einer Dünndarmfehlbesiedlung weist erhebliche Abweichungen von jenen gesunder Kontrollpersonen auf. Besonders einige gram-negative Bösewichter, welche sich auf die Verstoffwechslung von Kohlenhydraten spezialisiert haben (Klebsiella, Escherichia, Shigella) sind bis um das Achtfache vermehrt (Leite et al.,2020). In einer weiteren Studie zeigten über 40% der SIBO-Betroffenen eine Überwucherung mit Pseudomonas (Ghoshal et al.,2014). Beim Gesunden bestehen zwischen den Mikrobiomsegmenten im Dünn- und Dickdarm große quantitative (wie viele Mikroorganismen?) und qualitative (welche Mikroorganismen?) Unterschiede. Das Vorliegen einer Dünndarmfehlbesiedlung korreliert allerdings mit der Dysbiose im Dickdarm, welche vermutlich einer, wenn nicht gar DER, kausale Faktor für die Dünndarmfehlbesiedlung ist. Aus diesem Grund lässt sich anhand der DNA-Sequenzierung der Darmflora eine Art "SIBO-Index" ableiten. Finden sich in deinem DNA-Stuhltest besonders stark vermehrte Klebsiellen, Escherichia-Bakterien, Pseudomonas oder Shigellen, dann ist dein Risiko für eine Dünndarmfehlbesiedlung besonders stark erhöht. Im Zusammenspiel mit einem positiven H2-Atemgastest kann die Diagnose DDFB als gesichert angesehen werden. Analog trifft dies nun auch auf die Methanogenüberwucherung (IMO) zu (Chaudhery et al.,2018), welche sich allerdings weniger auf den Dünndarm beschränkt (deshalb Intestinal statt Small Intestinal).
Die DNA-Sequenzierung deiner Darmflora ist also zum einen absichernde Bestätigung und andererseits handlungsleitendes Kriterium beim Erkennen einer Dünndarmfehlbesiedlung!
Dünndarmfehlbesiedlung: Die besten Tests für zuhause
Was sind also meiner persönlichen Meinung nach die besten Dünndarmfehlbesiedlung-Tests für zuhause und warum?
Mikrobiom-Plus 16S-RNA-Analyse
Der DNA-Stuhltest "Mikrobiom Plus" des Labors medivere:diagnostics erlaubt dir diagnostische Hochtechnologie von zuhause aus! Neben der Beurteilung bakterieller SIBO-relevanter Risikoparameter (Klebsiellen, Escherichia-Bakterien, Pseudomonas, Methanogene ...) erhältst du weitere wichtige Informationen, welche das Erkennen und Behandeln der Dünndarmfehlbesiedlung unterstützen können. Dazu gehören Immun- und Schleimhautparameter, die Funktion des Gallensäurekreislaufs, Entzündungsstatus und viele weitere.
SIBO-H2-CH4-Kombi-Atemgastest
Der Atemgastest Dünndarmfehlbesiedlung von Dr. Gut ist für mich nach mehreren getesteten Laboren das Maß aller Dinge unter den Atemgastests für zuhause, denn er vereint gleich mehrere Vorteile: Er misst in kürzeren Abständen (10 Teströhrchen über 3h), verfügt über eine CO2-Kontrolle, er erfasst beide relevanten Gase - Wasserstoff und Methan, es kann mit Glucose (mein Favorit - siehe oben) oder Lactulose provoziert werden und die Auswertung findet schon 24h nach dem Eingang im Labor statt. Besser geht es wirklich kaum!
Wenn du unter den Symptomen eines Reizdarms leidest, gehören genau diese beiden Tests für mich auch zur absoluten Basisdiagnostik zur schnellen und erfolgreichen Heilung des Reizdarmsyndroms. Möchtest du ebenfalls deinen Reizdarm innerhalb von nur wenigen Wochen vollständig verschwinden lassen, wie 50% der Probanden in den Dünndarmfehlbesiedlungs-Interventionsstudien (z.B. Pimentel et al.,2000)? Dann beginne am besten noch heute mit der korrekten Diagnostik deiner Dünndarmfehlbesiedlung, bevor wir uns im nächsten Artikel der zielgerichteten und effizienten Behandlung der DDFB zuwenden. Denn: Die Dünndarmfehlbesiedlung ist heilbar!
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