Hilfe, Thomas! Warum kann ich meinen Vitamin-D-Spiegel nicht erhöhen bzw. normalisieren?

Hallo und herzlich willkommen, meine wunderschönen Mitstreiter da draußen vor dem Bildschirm! 

 

Die letzten sonnigen Spätsommertage des vergangenen Septembers liegen nun schon eine ganze Weile hinter uns und der dunkle, kühle Herbst greift mit dürren Fingern nicht nur nach den Blättern an den Bäumen, sondern auch nach unserer immunologischen Kompetenz. Schließlich gehören die deutschsprachigen Regionen Europas zu jenen Breitengraden, auf denen eine ausreichende Sonneneinwirkung und -intensität im Herbst und Winter Mangelware sind (Rabenberg et al.,2015). Es wäre also einmal wieder an der Zeit, uns Sorgen um unseren Vitamin-D-Spiegel zu machen. 

Zum Glück wissen heute, dank des deutlich vermehrten Anklanges der Thematik in den (Online-)Medien, nahezu alle auch nur ein wenig um ihre persönliche Gesundheit bemühten Menschen um das enorme Potenzial von Vitamin-D bei der Behandlung vieler Leiden bzw. bei deren Prävention, aber auch um die gewaltigen Gefahren, die durch einen Mangel des Prohormons Vitamin D begünstigt werden können (für eine Übersicht siehe Heaney, 2008; Nair & Maseeh,2012; Pilz et al.,2019). Dieses Wissen ist besonders auch für die typischen Leser dieses Blogs, also Betroffene von Übeln wie dem Reizdarmsyndrom, den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, der Fibromyalgie, dem Chronischen Erschöpfungssyndrom oder auch der chronischen Mastzellaktivierung pures Gold wert!

 

Allerdings haben mich seit der Veröffentlichung meines letzten Artikels zum Thema Vitamin-D-Mangel und Reizdarmsyndrom zahlreiche Mails erreicht, in welchen mir Patienten ihre Misserfolge, beim Versuch den Vitamin-D-Spiegel zu erhöhen, schilderten. Dabei sind sie durch die Bank hochmotiviert und fleißig gewesen: sind während ihrer Mittagspause im Büro im Park spazieren gegangen und haben fleißig ihre Vitamin-D3-Nahrungsergänzungsmittel geschluckt. Einige von ihnen hatten aufgrund eines stark ausgeprägten Mangels sogar Injektionen von ihren Ärzten erhalten.

Allein: Der Vitamin-D-Spiegel blieb davon gänzlich unbeeindruckt. Der Wert verharrte im Keller. 

 

Solltest du ebenfalls zu diesen armen Betroffenen gehören, dann verzweifle bitte nicht! Denn heute werde ich dir in diesem Artikel gleich zwei typische Übeltäter präsentieren, welche die Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels durch Supplemente sabotieren. Bekommst du diese in den Griff, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass deine zukünftigen Vitamin-D-Gaben von Erfolg gekrönt sein werden! 

 

Inhaltsverzeichnis: Was du in diesem Artikel lernen wirst.

Die Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels durch Nahrungsergänzungsmittel und/oder Sonnenexposition kann durch verschiedene Faktoren behindert werden. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Ernährungsverhalten und der Dünndarmdysbiose zu.
Die Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels durch Nahrungsergänzungsmittel und/oder Sonnenexposition kann durch verschiedene Faktoren behindert werden. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Ernährungsverhalten und der Dünndarmdysbiose zu.

Wiederholende Zusammenfassung: Vitamin D und Reizdarmsyndrom, Fibromyalgie usw.

Obwohl wir schon sehr häufig an diesem Ort über den Zusammenhang von Vitamin D und den mikrobiom-assoziierten Erkrankungen diskutiert haben, möchte ich nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der zentralen Punkte vornehmen, damit auch neue Leser einen besseren Zugang finden mögen. 

 

#1 Betroffene von Reizdarm, Fibromyalgie, Morbus Crohn etc. als Hochrisikogruppe für einen Mangel

Prinzipiell alle mikrobiom-assoziierten Erkrankungen (also jene, deren Pathogenes maßgeblich mit der Dysbiose der Darmflora zusammenhängen) begünstigen die Entstehung und Beibehaltung eines Mangels an Vitamin D. Die Mechanismen hinter diesem Phänomen sind vielgestaltig und lassen sich in endogene und exogene Faktoren unterteilen. Zu den spezifischen endogenen Ursachen, jenen Faktoren die sich im Körper der Betroffenen finden lassen und der jeweiligen Krankheit an sich zugeschrieben werden können, zählt vor allem die durch langfristige Entzündungsprozesse gestörte Absorption von Vitamin D im Dünndarm (Ananthakrishnan,2016; Maurya et al.,2017). Zu den exogenen Variablen, welche die Aufnahme und Verwertung von Vitamin D in dieser Patientengruppe negativ beeinflusst gehören verminderte körperliche Aktivität an der frischen Luft, sowie ein verändertes Ernährungsverhalten. So werden von vielen Betroffenen deutlich geringere Mengen an Vitamin D über die Nahrung aufgenommen (v.a. weniger D-reiche tierische Lebensmittel) und gleichzeitig die Absorption begünstigende Nährstoffe (etwa Fettsäuren) aus Angst vor Symptomprovokation gemieden (Silva & Furnaletto,2018). Und schließlich stellt auch die geographische Verteilung der Betroffenen einen weiteren unabhängigen Faktor dar (siehe oben).

 

Die unten stehende Tabelle fasst einige Erhebungen zur Häufigkeit eines Vitamin D Mangels in für uns besonders interessanten Betroffenengruppen zusammen. 

 

Tabelle I: Prävalenz der Vitamin-D-Defizienz in Betroffenengruppen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung

Reizdarmsyndrom Fibromyalgie

Chronisch-entzündliche

Darmerkrankungen

Chronisches

Erschöpfungssyndrom

Deutsche

Gesamtbevölkerung

82%

60%

Crohn 58,6%

Colitis 44,6% 

77,2%

30,2%

Khayyat & Attar,2015

Saudi-Arabien

Dogru et al.,2017

Türkei

Caviezl et al.,2008

Schweiz

Roy et al.,2014

USA

Rabenberg et al.,2015

Deutschland

#2 Betroffene von mikrobiom-assoziierten Erkrankungen profitieren von Vitamin-D-Gaben zum Ausgleich eines Mangels mit starken symptomatischen Verbesserungen

Neben den epidemiologischen Erhebungen zum verbreiteten Vorliegen des Vitamin-D-Mangels in den angesprochenen Patientengruppen gegenüber der Allgemeinbevölkerung liegen uns heute aber auch zahlreiche Interventionsstudien vor, welche eindeutig und eindrucksvoll beweisen, dass ein Ausgleich der Defizienz des Prohormons zu symptomatischen Verbesserungen führt. 

 

So erzielten etwa Reizdarmpatienten in einer randomisierten, plazebo-kontrollierten Doppelblindstudie (RCT) bereits nach sechs Wochen Vitamin-D-Zufuhr signifikante globale Verbesserungen ihrer Darmbeschwerden (gemessen via IBS-SSS) und ihrer krankheitsbezogenen Lebensqualität (gemessen mittels IBS-QOL). Das Vitamin D übertraf den Effekt des Plazebos um den Faktor 2 (Jalili et al.,2019). 

Patienten mit Fibromyalgie berichteten nach dem Ausgleich des Vitamin-D-Mangels sowohl über reduzierte Schmerzintensitäten, verminderte Asthenie (Kraftlosigkeit) und weniger Morgenmüdigkeit (Yilmaz et al.,2016) als auch über eine verbesserte körperliche und soziale Funktionsfähigkeit und höhere mentale Leistungsfähigkeit (Dogru et al.,2017).  

Da aller guten Dinge ja nun einmal bekanntlich drei sind, ergänzen wir einfach noch ein paar Daten zum Chronischen Erschöpfungssyndrom. Die Vitamin-D-Supplementation verringerte die Erschöpfungsscores von Patienten mit chronischer Erschöpfung innerhalb von nur fünf Wochen signifikant (Roy et al.,2014). Außerdem verminderte der Ausgleich des Vitamin-D-Mangels im Rahmen des Chronischen Erschöpfungssyndroms die oft parallel auftretenden Angsterkrankungen und Depressionen (Plescheva et al.,2013). 

 

Du siehst: Gerade für uns kann es sich lohnen, unseren Vitamin-D-Spiegel im Auge zu behalten und notfalls (also bei einem Mangel) frühzeitig zu intervenieren! 

 

Vitamin-D-Wert bequem vom heimischen Sofa aus bestimmen lassen

Kleingedrucktes: Bei den Verweisen dieser Seite zu medivere und Amazon handelt es sich um so genannte Affiliate-Links. Dies bedeutet, dass ich bei einem Kauf über die entsprechenden Banner oder Bilder eine kleine Provision vom Anbieter erhalte. Dadurch unterstützt du mein für die Betroffenen völlig kostenfreies Projekt, in das regelmäßig ungezählte Stunden unbezahlte Arbeit fließen. Das beste daran: Es entstehen dir absolut keine Mehrkosten! 

Solltest du mich und mein Projekt ausdrücklich nicht unterstützen wollen, empfehle ich dir die hier verlinkten Produkte dennoch, einfach weil ich von deren Qualität und Sinnhaftigkeit überzeugt bin. Bestelle sie in diesem Fall einfach direkt beim Anbieter!

Bei diesem Bluttest des Labors medivere:diagnostics handelt es sich um eine Untersuchung zur Beurteilung des 25-OH-Vitamin D (Calcidiol). Er ermöglicht dir die bequeme Abnahme von Fingerkuppenblut mittels Lanzette am heimischen Küchentisch und die anschließende Bestimmung deines Vitamin-D-Status durch das Labor. Der Probenversand kann ganz einfach mit der Deutschen Post erfolgen. Der aktuelle Preis für die vollständige Dienstleistung liegt bei 29,64€!


Unser süßér Zahn und der Vitamin-D-Spiegel

Wir wissen aus zahlreichen wissenschaftlichen Erhebungen, dass der Zuckerkonsum in Deutschland ein ganz und gar erschreckendes Ausmaß angenommen hat. So liegt der Anteil freien Zuckers an der täglichen Gesamtkalorienaufnahme bei ca. 13,5%, wobei jüngere Alterskohorten diesen Wert noch einmal deutlich überschreiten. Bei jungen Frauen zwischen 19 und 24 Jahren beträgt er sage und schreibe schon 18,5% (Ernst et al.,2019). Doch damit nicht genug, denn Studien belegen weiterhin eindrucksvoll, dass besonders Betroffene gastrointestinaler Erkrankungen über einen ausgesprochenen Heißhunger auf Süßes verfügen. Patienten mit Morbus Crohn verzehren etwa fast 50% mehr Zucker als ihre Kontrollpersonen (Järnerot et al.,1983; Mayberry et al.,1980). Diese vermehrte Zuckeraufnahme führt zu drastischen Veränderungen innerhalb der Zusammensetzung unseres gastrointestinalen Mikrobioms (Do et al.,2018). Es entsteht eine klassische Dysbiose westlicher Prägung mit einem proentzündlichen Milieu, einer verminderten Artenvielfalt bzw. Biodiversität und einer verminderten Schutzfunktion der Darmbarriere (sog. Leaky Gut Syndrom). Und schließlich sorgt jene Dysbiose, entstanden durch deinen vermehrten Zuckerkonsum, über die verstärkte Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin und die Reizung enterischer, aber auch der Opioid- und Cannabinoidrezeptoren, für ein noch größeres Verlangen nach Zucker und ein gestörtes Essverhalten (Alcock et al.,2014). 

 

Schematische Darstellung des "gastrointestinalen Puppenspielers" bei der Steuerung unseres Essverhaltens: Toxine, Rezeptorveränderungen, Belohnungseffekte und Vagusnerv ziehen die Schnüre. Entnommen aus Alcock et al.,2014
Schematische Darstellung des "gastrointestinalen Puppenspielers" bei der Steuerung unseres Essverhaltens: Toxine, Rezeptorveränderungen, Belohnungseffekte und Vagusnerv ziehen die Schnüre. Entnommen aus Alcock et al.,2014

Du fragst dich jetzt vielleicht, was all diese süßen Fakten mit unserem eigentlichen Thema, dem widerspenstigen Vitamin-D-Spiegel zu tun haben? Eine ganze Menge! 

 

Die andauernde übermäßige Einnahme von Zucker und spezifisch der Fruktose verhindert die gastrointestinale Absorption von Vitamin D (Douard et al.,2014). Fruktose oder Fruchtzucker ist ein Einfachzucker, der aufgrund seiner extremen Süßkraft (und billigen Herstellung) heute massenhaft in allerlei Speisen Verwendung findet. Kaum eine Süßigkeit, aber auch viele Lebensmittel, von denen man die Anwesenheit von Fruktose und ihrer Verwandten eher nicht vermuten würde, kommt heute ohne Fruchtzucker aus. Und auch unser gewöhnlicher "Haushaltszucker" zum Backen, Süßen von Kaffee oder Tee, besteht zu 50% aus eben jener Fruktose. 

 

Könnte dies vielleicht der Grund sein, warum immer wieder gezeigt werden kann, dass Anwender stark kohlenhydratreduzierter Diäten, wie der ketogenen Ernährung, innerhalb von nur Wochen ihren Vitamin-D-Status signifikant verbessern (Perticone et al.,2019)? Mit Sicherheit! 

 

Solltest du also zu jenen armen Seelen da draußen gehören, welche Schwierigkeiten haben, ihren Vitamin-D-Spiegel trotz angemessener Supplementation auf ein ausreichendes Level zu pushen, dann lautet meine erste Empfehlung: Räume deinen Ernährungsplan und den Vorratsschrank auf und achte dabei besonders auf den Verzicht oder die starke Reduktion von Süßkram, Fertigspeisen, exzessivem Fruchtkonsum usw. Da es sich hier ja aber immer noch um einen Blog zum Thema Darmgesundheit und Psychoneuroimmunologie handelt, wäre mir am allerliebsten, du verschreibst dich mit Herz und Seele (und natürlich Magen und Darm!) einer der evidenz-basierten mikrobiomfreundlichen Ernährungsstile wie Spezielle Kohlenhydratdiät (SCD), Autoimmun-Paleo (AIP) oder auch Gut and Psychology Syndrome Diät (GAPS). Alle diese Kostformen sind per se kohlenhydratreduziert und zuckerarm. Honigorgien und Obstexzesse sollten aber bewusst vermieden werden ... 

 

Die mikrobiomfreundliche Ernährung wird uns übrigens gleich auch bei unserem zweiten Punkt wieder begegnen!

 


Die Dünndarmdysbiose und der Vitamin-D-Mangel

Und durch den soeben besprochenen Überkonsum von Zucker und Fertigprodukten gelingt uns auch, wie schon versprochen, sogleich eine wunderbare Überleitung zum zweiten wichtigen Punkt unserer heutigen Abhandlung. Denn dieses ungünstige Ernährungsverhalten, evtl. noch in einer fatalen Kombination mit einer gastrointestinalen Infektion, bildet einen der Hauptrisikofaktoren für ein bei allen mikrobiom-assoziierten Erkrankungen extrem weit verbreitetes Phänomen:

Ich spreche dabei von der Dünndarmdysbiose, welche früher gern als Dünndarmfehlbesiedlung bezeichnet wurde. Kurz zusammengefasst besteht das Problem bei der Dünndarmdysbiose darin, dass einige spezifische Bakteriengattungen (aber vermutlich auch Pilze und andere Mikroorganismen) den sonst eher spärlich mikrobiell besiedelten Dünndarm erobern und dort maßgeblich in die notwendigen physiologischen Prozesse (z.B. die Absorption der Vitamine E, D, K, A und B12; aber auch die Fettverwertung durch die Gallensäuren) hineinpfuschen! Im Gegensatz zum "alten" Konzept der Dünndarmfehlbesiedlung ist also nicht das bloße quantitative Ausmaß der Keime im Dünndarm maßgeblich, sondern die Anwesenheit spezifischer Gattungen und Spezies (Saffouri et al.,2019). So zeigen zahlreiche Betroffene, die per alter Definition die Diagnose Dünndarmfehlbesiedlung erhalten hätten, keinerlei Symptome, während andersherum viele Betroffene, welche die quantitativen Kriterien nicht erfüllten, die typischen Beschwerden der Dünndarmfehlbesiedlung (Fettstühle, Vitaminmängel, Darmbarrierestörungen, Bauchschmerzen, Brain Fog) haben. Nach neuesten Erkenntnissen ist für dieses Missverhältnis eben die Präsenz spezifischer Bakteriengattungen verantwortlich, besonders jener der Klebsiellen, Pseudomonas- und Escherichia-Bakterien. (Zu diesem spannenden Themenkomplex folgt bald ein sehr ausführlicher Artikel! Den ersten Teil kannst du unten gern schon via Video nachverfolgen.) 

 

Weiter oben hatte ich den zentralen Punkt für das heutige Thema schon in einem Nebensatz versteckt: Diese hier beschriebene Dünndarmdysbiose oder Dünndarmfehlbesiedlung torpediert durch ihre erzeugten Entzündungen und die Störung unserer Darmbarriere die Absorption vor allem der fettlöslichen Vitamine, darunter unser Vitamin D (Dukovicz et al.,2007). 

Und so berichten Wissenschaftler auch konstant über die Beobachtung, dass Patienten mit einer aktiven Dünndarmdysbiose/-fehlbesiedlung nicht auf eine Vitamin-D-Gabe reagieren, während diese erst nach erfolgreicher Behandlung der zugrundeliegenden Störung den Vitamin-D-Status normalisieren kann (z.B. Dr. Zamir Brelvi von der New Jersey Medical School).

 

Nun könnten wir davon ausgehen, dass es sich hier um ein Randphänomen handelt. Doch weit gefehlt! Die Dünndarmdysbiose ist gerade unter den mikrobiom-assoziierten Erkrankungen fast epidemieartig verbreitet! Deine Chance an einer solchen zu leiden ist also vergleichsweise hoch! Um dir zu versinnbildlichen, wie stark der Zusammenhang zwischen einzelnen Krankheitsbildern, der Dünndarmdysbiose und dem Vitamin-D-Mangel ist, möchte ich noch einmal unsere bereits bekannte Prävalenzentabelle nutzen. 

 

Tabelle II: Prävalenz der Dünndarmdysbiose im Rahmen verschiedener mikrobiom-assoziierter Erkrankungen

Reizdarmsyndrom Fibromyalgie Chronisches Erschöpfungssyndrom

Chronisch-entzündliche

Darmerkrankungen

Mastzellaktivierungssyndrom
62,3% (über alle Subgruppen gemittelt, bei RDS-D bis zu 82%)  100% (!) 77% 22,3% 30,9%
Takakura & Pimentel,2020 Pimentel et al.,2004 Pimentel et al.,2000 Shah et al.,2019 Weinstock et al.,2019

Du siehst also, gerade wenn du dich in den ersten drei Kategorien wiederfindest, solltest du dich unbedingt bezüglich der Dünndarmdysbiose testen lassen! Knapp bzw. sogar mehr als vier von fünf Betroffenen leiden unter dieser Störung (gilt für RDS-D, CFS/ME und FMS), doch auch jeder vierte bzw. dritte Crohn-/Colitis-Patient oder Betroffene eines Mastzellaktivierungssyndroms (MCAS) kämpft mit dem Auswuchern von Klebsiellen und Co. 

 

Was ist also zu tun?

Erst einmal solltest du herausfinden, ob du zu jener Mehrheit unter uns gehörst, welche von einer Dünndarmdysbiose betroffen ist! An dieser Stelle muss ich allerdings meinen eigenen Blogartikeln etwas vorausgreifen, da sich durch die revolutionär veränderte Definition des Konzeptes der Dünndarmdysbiose bzw. Dünndarmfehlbesiedlung (siehe Video) eben auch die Diagnosefindung dieses Störungsbildes maßgeblich verändert hat! Es geht eben nicht mehr ausschließlich um die Erhebung eines quantitativen mikrobiellen Status mittels Atemgastest. Wir benötigen zusätzlich eine qualitative Erhebung der spezifisch in die symptomerzeugende Dünndarmdysbiose verwickelten bakteriellen Gattungen

 

Dieser Stuhltest des etablierten Labors medivere:diagnostics ermittelt anhand der biomolekularen DNA-Sequenzierung (welche auch in wissenschaftlichen Studien eingesetzt wird) kostengünstig und bequem von zuhause aus die Konzentrationen der für die Dünndarmdysbiose relevanten Keime (Klebsiella, Escherichia, Pseudomonas). 

Weiterhin gibt dir die Analyse in diesem Gesamtpaket wertvolle Hinweise bezüglich deiner Verdauungsleistung (Verdauungsrückstände, Pankreasenzyme, Gallensäuren), der Funktion der Darmbarriere (Zonulin, Alpha-1-Antitrypsin) und des Entzündungsstatus (sIgA, Calprotectin).

Bei diesem Leistungspaket handelt es sich ebenfalls um die DNA-Sequenzierung des gastrointestinalen Mikrobioms. Allerdings wird hier auf die Bestimmung zusätzlicher Parameter (Verdauung, Entzündung etc.) verzichtet und dadurch ein um knapp 60,00€ reduzierter Preis erzielt. 

Für die Beurteilung einer Dünndarmdysbiose ist aber auch dieses Testset gut geeignet.

Falls du einen sehr "bockigen" Arzt hast (ich muss das ja hier irgendwie nett umschreiben), der dir absolut keinen Atemgastest bezüglich einer Dünndarmfehlbesiedlung beim Spezialisten verordnen will, dann investiere die knapp 50,00€ und mache es eben selbst! Dafür musst du lediglich die im Testset enthaltene Laktose gegen 50g Glukose (Traubenzucker ohne Zusätze) austauschen und in 375ml Wasser auflösen. Danach befolgst du den Test wie beschrieben. Bitte verwende Glukose statt Laktulose, da hier sowohl Sensitivität als auch Spezifität höher sind.


Hast du nun positive Hinweise auf das Vorliegen einer Dünndarmdysbiose gesammelt, dann solltest du dich schleunigst der Therapie derselben widmen! Lange Zeit wurde die Dünndarmfehlbesiedlung zumeist mit lokal im Gastrointestinaltrakt wirksamen Breitbandantibiosen (z.B. Rifaximin) behandelt. Diese Strategie ist aber mit zahlreichen Risiken verbunden und hat vor allem eine sehr hohe Rückfallquote, welche weitere Antibiosen erforderlich macht (Saadi & McCallum,2013). So lag die Rückfallquote nach einer solchen Behandlung mit Antibiotika bereits nach nur sechs Wochen bei 27,5% (Tendenz steigend im weiteren Verlauf)! 

 

Aus diesem Grund halte ich es für deutlich sinnvoller, den bekannten Übeltätern (Klebsiella, Escherichia und Pseudomonas) die Lebensgrundlage zu entziehen, während wir unseren Organismus und unser Immunsystem weiter nähren. Es handelt sich bei allen drei bakteriellen Gattungen um gram-negative Bakterien, welche nicht nur viel Gas produzieren, sondern auch Endotoxine (Lipopolysaccharide) freisetzen können und dadurch Entzündungen induzieren und die Darmbarriere schwächen. 

Weiterhin gemein ist dieser Gang von Kleinkriminellen, dass sie Zucker, Stärke und FODMAPs lieben (Rashid et al.,2013; Zhou et al.,2017). Deswegen kann ich jedem von einer Dünndarmdysbiose Betroffenen nur ans Herz legen, eine der oben beschriebenen kohlenhydrat-, zucker- und stärkearmen Diäten (GAPS, SCD, AIP) durch eine zeitweise(!!!) verminderte FODMAP-Aufnahme zu ergänzen. Ein ganz ähnliches Konzept verfolgt übrigens Dr. Norm Robillard mit seiner Fast-Tract-Diet bei der Behandlung der Dünndarmfehlbesiedlung! Vorhandene Interventionsstudien zur so genannten Elementardiät (welche den Bakterien im Dünndarm ebenfalls das "Futter" entzieht) zeigen bereits heute, dass dieser ernährungstherapeutische Ansatz in Sachen Effektivität den Antibiotika um einiges überlegen ist (Pimentel et al.,2004). 

 

Sollte die Dysbiose nach sechs Monaten mit einer solchen Ernährung nicht verschwunden sein, kann immer noch über eine chemische oder pflanzliche Antibiotikagabe nachgedacht werden ... 

 


So, dies sind nun meiner Einschätzung nach die zwei am besten in der wissenschaftlichen Literatur belegten Ursachen, warum viele Betroffene daran scheitern, ihren Vitamin-D-Spiegel zu normalisieren: Ein zu reicher Verzehr von Zucker und Fruchtzucker und eine bestehende Dünndarmfehlbesiedlung. Bekommst du beide Phänomene in den Griff, welche übrigens stark miteinander assoziiert sind, wirst du auch deinen Vitamin-D-Status erhöhen und dadurch dein Immunsystem pushen, Symptome lindern und viele Risikofaktoren minimieren können!

 

Viel Erfolg dabei wünscht 

Dein Thomas

 

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Dein Thomas

 


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Literatur und Bildquellen

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Ananthakrishnan AN. Vitamin D and Inflammatory Bowel Disease. Gastroenterol Hepatol (N Y). 2016;12(8):513-515.

 

Caviezel D, Maissen S, Niess JH, Kiss C, Hruz P. High Prevalence of Vitamin D Deficiency among Patients with Inflammatory Bowel Disease. Inflamm Intest Dis. 2018;2(4):200-210. doi:10.1159/000489010

 

Do MH, Lee E, Oh MJ, Kim Y, Park HY. High-Glucose or -Fructose Diet Cause Changes of the Gut Microbiota and Metabolic Disorders in Mice without Body Weight Change. Nutrients. 2018;10(6):761. Published 2018 Jun 13. doi:10.3390/nu10060761

 

Dogru A, Balkarli A, Cobankara V, Tunc SE, Sahin M. Effects of Vitamin D Therapy on Quality of Life in Patients with Fibromyalgia. Eurasian J Med. 2017;49(2):113-117. doi:10.5152/eurasianjmed.2017.16283

 

Douard V, Patel C, Lee J, et al. Chronic high fructose intake reduces serum 1,25 (OH)2D3 levels in calcium-sufficient rodents. PLoS One. 2014;9(4):e93611. Published 2014 Apr 9. doi:10.1371/journal.pone.0093611

 

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Takakura W, Pimentel M. Small Intestinal Bacterial Overgrowth and Irritable Bowel Syndrome - An Update. Front Psychiatry. 2020;11:664. Published 2020 Jul 10. doi:10.3389/fpsyt.2020.00664

 

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