Neue Studie: Wie du mit nur 2,75€ die Intensität deiner Reizdarmbeschwerden halbieren und Entzündungsmediatoren senken könntest!

Liebe Mitstreiter im Kampf gegen die Plagen der Zivilisation, herzlich willkommen zu einem brandneuen Blogeintrag! 

 

Habe ich mich mit dieser reißerischen Überschrift eigentlich des von mir so oft gescholtenen "Klickköderns" schuldig gemacht? Mag sein! Aber bei der Lektüre dieses Artikels werdet ihr schnell sehen, dass dies keine phrasenhafte Zuspitzung ist, sondern eine Zusammenfassung der tatsächlichen zentralen Ergebnisse einer neuen Studie.

 

Heute möchte ich euch nämlich gern eine wissenschaftliche Untersuchung iranischer Forscher vorstellen, welche eindrucksvoll beweist, dass es nicht immer großer Geschütze bedarf, um bahnbrechende Erfolge für unser Wohlbefinden verzeichnen zu dürfen.

Leider hat sich in den vergangenen Jahren bei mir der Eindruck verstärkt, dass viele meiner lieben Mitbetroffenen sich auf die ausgefallensten Therapiemethoden fokussieren, während sie die eigentliche Basis jeder Therapie und Genesung, nämlich die kleinen Dinge, die wir jeden Tag selbst beitragen können, sträflich vernachlässigen. Diese Einstellung passt natürlich zum Zeitgeist. Die gewählte Intervention muss einen kurzfristigen starken Effekt zumindest versprechen oder nahelegen, man will schließlich fix wieder "einsatzbereit" sein. Ärztliche Verordnung schlägt Selbstmanagement, Stuhltransplantation schlägt Ernährungsumstellung, Amitriptylin schlägt Bauchhypnose und Achtsamkeit. So läuft das Spiel leider häufig.

Dass diese Wertung verschiedener Therapiemethoden allerdings keinesfalls auf wissenschaftlichen Füßen steht, wird dabei entweder bereitwillig verdrängt oder ist den meisten Betroffenen gar nicht erst bewusst. Zahlreiche Studien zeigen nämlich, dass sich natürliche und von den Patienten leicht umzusetzende Maßnahmen hinsichtlich ihrer Effektivität und Sicherheit für verschiedene chronische Darmerkrankungen nicht verstecken brauchen. Ganz im Gegenteil! Die wahren Fortschritte auf ihrem Weg der Gesundung hat ein Großteil meiner Leser und Zuschauer nicht durch eine vom Arzt verordnete Therapie erreicht, sondern durch fast "simpel" anmutende Eingriffe in ihren Lebensstil: Ernährungsumstellung (z.B. nach SCD, Paleo-AIP, IBD-AID oder low-FODMAP), den sinnvollen Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln (etwa Glutamin, Quercetin, B-GOS) und die Integration verschiedener Körper-Geist-Verfahren (Bauchhypnose, Autogenes Training, Achtsamkeitsmeditation). 

 

Auch der heute hier von mir behandelten Intervention mag nicht der Geruch des "Glamours" oder des aufregend "Neuen" anhaften. Sie hat auch keinen coolen Namen oder ein einprägsames Akronym wie etwa die FMT oder FODMAP. Dennoch kann ich nur jeder Leserin und jedem Leser empfehlen, sich dieses wichtige Teilstück des Therapiefundaments nicht entgehen zu lassen. Es lindert erwiesenermaßen nicht nur effektiv die Symptome des Reizdarms, indem es in dessen Pathomechanismen eingreift, sondern hilft weiterhin, das Risiko für zahlreiche weitere Erkrankungen zu minimieren. Außerdem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass wir dafür keine ärztliche Verordnung benötigen, es spottbillig zu haben und bei sinngemäßem Einsatz praktisch nebenwirkungsfrei ist. Einige unter euch werden es jetzt bereits erraten haben: Es soll sich heute noch einmal alles um das "Wundermittel" Vitamin-D drehen.

 

Das klingt alles viel zu gut, um wahr zu sein? Ihr glaubt nicht, dass die wöchentliche Gabe eines schlichten Vitamins eure quälenden Durchfälle und Bauchschmerzen lindern kann? Dann lest bitte weiter!

 

Inhaltsverzeichnis: Was du in diesem Artikel lernen wirst.


Reizdarmbetroffene weisen deutlich häufiger einen Mangel an Vitamin-D auf als Kontrollgruppen. Dabei ist jener Mangel invers mit den typischen Beschwerden des Reizdarms verbunden. Eine Gabe von Vitamin-D lindert die Symptome des RDS.
Reizdarmbetroffene weisen deutlich häufiger einen Mangel an Vitamin-D auf als Kontrollgruppen. Dabei ist jener Mangel invers mit den typischen Beschwerden des Reizdarms verbunden. Eine Gabe von Vitamin-D lindert die Symptome des RDS.

Was ist der aktuelle Stand der Forschung zum Thema Vitamin-D und Reizdarmsyndrom?

Heute wissen wir, dass die Gruppe fettlöslicher Vitamine, welche wir zusammenfassend als Vitamin D bezeichnen, zu den wichtigsten Regulatoren für eine robuste Gesundheit gehört. Während früher vor allem die Regulierung des Kalziumspiegels und die diesbezügliche Bedeutung des Vitamin D für den Knochenaufbau bzw. die Knochendichte betont wurde (Stichwörter: Osteoporose und Rachitis), stehen heute besonders seine Wirkungen auf sowohl das angeborene als auch adaptive Immunsystem und seine Beeinflussung von Entzündungsprozessen im Fokus der Forscher (z.B. Aranow,2011; Prietl et al.,2013). 

 

Etwas zur Schmälerung seiner Bedeutung in den Köpfen von uns Laien hat sicherlich die falsche historische Kategorisierung als "Vitamin" beigetragen. Bei dieser Bezeichnung denken viele von uns eher mit Grauen an unsere Kindheit und übervolle Teller mit Spinat, Rosenkohl etc. und den strengen Blick von Mama oder Oma zurück, als dass wir ihn mit hochpotenten Pharmaka assoziieren. Doch damit liegen wir eben absolut daneben! Tatsächlich gehört die Vitamin-D-Gruppe zu den Secosteroiden. Im Körper übernimmt das Vitamin-D die Funktion eines Prohormons und wird über einen Zwischenschritt zum aktiven Steroidhormon Calcitriol umgewandelt, welches als Proteininduktor, Immunmodulator und Regulator der Kalziumaufnahme im Darm fungiert. Neben der Zufuhr über die Nahrung (vor allem fetter Fisch, Innereien, Eier) kann der wichtigste Vertreter Vitamin-D3 allerdings auch mit Hilfe von UV-B-Strahlung (z.B. Sonnenlicht) aus dem 7-Dehydrocholesterol der Haut gebildet werden (was der eigentlichen Definition eines Vitamins zuwider läuft). 

 

Verschiedene Faktoren des modernen Lebens tragen verstärkt zur Entstehung eines Vitamin-D-Mangels bei, darunter Sonnencremes, weniger Zeit im Freien, verhüllende Kleidung, seltener Verzehr von Innereien und fettem Fisch und ein gestörtes Darmmikrobiom bzw. weitere die Absorption behindernde Faktoren wie entzündliche Prozesse (Alshishtawy,2012). Hinzu kommt, dass in vielen Regionen der Erde aufgrund des Einfallswinkels der Sonne von Herbst bis Frühjahr nur wenig oder sogar kein Vitamin-D3 durch UV-B-Strahlung synthetisiert werden kann. So erreicht die Sonne nördlich des 51. Breitengrades (Leipzig) im Winter selbst zur Mittagszeit nicht die benötigte Höhe, um überhaupt etwas Vitamin-D3 zu produzieren (Engelsen et al.,2005). 

 

Ein Mangel an Vitamin-D ist deshalb in der Allgemeinbevölkerung sehr weit verbreitet. So weisen zwei von drei Deutschen eine unzureichende Versorgung mit Vitamin-D auf, während ein Drittel der Bevölkerung sogar an einer wirklichen Defizienz leidet (Rabenberg et al.,2015). Im Winter nehmen diese Quoten weiter zu.

 

Ein Mangel an Vitamin-D wurde inzwischen von den Wissenschaftlern mit zahlreichen Erkrankungen assoziiert. Hier nur eine knappe Auswahl:

Obwohl uns diese Liste wie ein Schreckenskabinett der menschlichen Ängste anmuten mag, werden uns die folgenden auch bekannten Assoziationen vermutlich noch eher interessieren:

Klingt ein bisschen wie das Who-is-Who dieses Blogs, oder? 

 

Reizdarmpatienten sind eine Hochrisikogruppe für einen Mangel an Vitamin D!

Lassen wir uns die oben genannten Fakten noch einmal durch den Kopf gehen: Über 30% der Deutschen leiden unter einer tatsächlichen Defizienz und weitere 30% an einer unzureichenden Versorgung mit Vitamin D und setzen sich damit einem erhöhten Risiko für zahlreiche bedrohliche Erkrankungen aus. Zahlreiche Autoren sprechen halten die Vitamin-D-Defizienz deshalb für ein ernst zu nehmendes gesundheitspolitisches Thema in Deutschland (z.B. Hintzpeter et al.,2007). 

 

Hierbei muss allerdings betont werden, dass die zugrunde liegenden Daten nur die Spitze des Eisbergs abbilden, da sie sich auf eine mehr oder weniger gesunde Gesamtpopulation beziehen. Betrachten wir allerdings spezifische Subpopulationen, etwa anhand definierter chronischer Erkrankungen, Altersgruppen etc., erscheint die Sache noch einmal erheblich bedrohlicher! So leider auch beim Reizdarmsyndrom ... 

 

 Inzwischen bestätigen zahllose Erhebungen die ausufernde Prävalenz einer Vitamin-D-Defizienz oder -Insuffizienz bei Patienten mit einem Reizdarm oder anderen gastrointestinalen Erkrankungen. So reichen die verzeichneten Prävalenzen in einem Reviewartikel von 67% (Saudi-Arabien), über 72% (Atlanta) bis hin zu 93% (Massachusetts) und übertreffen jeweils jene der gesunden Kontrollpersonen deutlich (Williams et al.,2018).  Eine weitere Studie aus Saudi-Arabien ergab eine Prävalenz von 82% unter den Reizdarm-Geplagten gegenüber 31% in der Kontrollgruppe (Khayyat & Attar,2015). 

 

Die hier zitierten Beobachtungsstudien lassen noch keinen Schluss über die Ursachen des Vitamin-D-Mangels bzw. seine Verstrickung in die Reizdarm-Pathogenese zu. Denkbar wäre beispielsweise, dass der Mangel an Vitamin-D erst durch die Pathomechanismen des Reizdarms entsteht, denn mehrere von ihnen behindern nachweislich die Absorption von Vitamin-D im Darm (Fletcher et al.,2019).  Weiterhin könnte der Mangel als Folge des veränderten Lebensstils durch die chronische Darmerkrankung interpretiert werden. So schränken Betroffene ihre Aktivitäten im Freien, etwa Sport und andere Freizeitaktivitäten, stark ein (Ballou et al.,2019). Schließlich ist natürlich denkbar, dass eine vorliegende Vitamin-D-Defizienz die Reizdarmsymptome hervorruft, oder zumindest ihre Entstehung, Aufrechterhaltung oder Verstärkung begünstigt. Letztere Annahme wird durch inzwischen vorliegende randomisierte und plazebo-kontrollierte Studien untermauert. 

 

Wie so oft halte ich die verschiedenen Hypothesen im komplexen Kontext der Reizdarm-Chronisches Erschöpfungssyndrom-Fibromyalgie-Mastzellaktivierungs-Crohn-Colitis-Welt für untrennbar. Viele Untersuchungen bestätigen heute, dass sich der Vitamin-D-Status im Blut invers zur Lebensqualität und Symptomintensität der RDS-Patienten verhält, sprich: sackt der Status durch langes Rumhocken in der Wohnung und auf dem Klo ganz ohne Sonnenlicht, aufgrund krankheitsbedingten Verzichtes auf fette Speisen (Hering, Eier, Leber) und natürlich mangelnde Absorption weiter ab, nehmen auch die Beschwerden (und zwar nicht nur die gastrointestinalen!) weiter zu! 

 

Vitamin-D-Mangel beheben = Darmbeschwerden lindern!

Die Wissenschaftler haben es zu unserem Glück nicht bei den anfänglichen Beobachtungsstudien belassen, sondern gezielt geschaut, was passiert, wenn man den oft bei einem Reizdarm vorliegenden Vitamin-D-Mangel behebt! 

 

Ein ägyptisches Forscherteam behandelte Reizdarmpatienten mit einer Vitamin-D-Defizienz über sechs Monate entweder mittels 2.000IU oralen Vitamin-Ds oder eines Plazebos. Die Vitamin-D-Gruppe hob ihren Status des Prohormons von 17 auf fast 40ng/ml. Parallel besserte sich der Reizdarm Schweregradscore (IBS-SSS) von 240 (moderate Ausprägung) auf 167 (mildes Reizdarmsyndrom), während die Plazebogruppe weder Blutwerte noch Symptomscores signifikant verbessern konnte (El Amrousy et al.,2018).  

 

 Sechs Monate sind für meine ungeduldigen Leserinnen und Leser deutlich zu lang? Dann probiere ich es vielleicht auch mit dieser randomisierten, plazebo-kontrollierten und doppelblinden Untersuchung aus dem Iran, welche nur sechs Wochen andauerte. Die Probanden mit einem Reizdarmsyndrom erhielten nach zufälliger Zuordnung entweder eine Tablette mit 50.000IU Vitamin-D pro Woche oder ein identisches Plazeboprodukt ohne Wirkstoff. Während beide Gruppen nach nur sechs Wochen ihren Symptomscore signifikant verbesserten (typischer Plazeboeffekt beim Reizdarm, welcher nach einigen weiteren Wochen zumeist abklingt), verbesserte sich nur in der Vitamin-D-Gruppe der Vitamin-D-Status von 21 auf 36ng/ml. Damit einher gingen signifikant stärkere Verbesserungen des IBS-SSS (60 Punkte) und der krankheitsbezogenen Lebensqualität (Jalili et al.,2019).

 

Eine weitere qualitativ hochwertige iranische Studie hatte zuvor ganz ähnliche Effekte verbuchen können. Die teilnehmenden Reizdarmpatienten wurden ebenfalls mit 50.000IU Vitamin-D pro Woche oder einem Plazebo versorgt, allerdings über einen Zeitraum von sechs Monaten. Wie bereits oben erwähnt, sorgte der längere Interventionszeitraum für ein Abflauen des Plazeboeffekts innerhalb der Kontrollgruppe, so dass hier die Überlegenheit der Vitamin-D-Versorgung deutlicher zutage trat. Die Interventionprobanden verbesserten ihren Symptomscore signifikant deutlicher (um 53 Punkte) als die Plazebokonsumenten (16 Punkte). Weiterhin wurden in dieser Untersuchung auch die Effekte auf einzelne Symptome festgehalten. Vitamin-D erzielte signifikant deutlichere Verbesserungen bei Bauchschmerzen, Blähungen, Flatulenz, Darmgeräuschen und den globalen Symptomscores (Abbasnezhad et al.,2016). 

 

Entsprechend der vorliegenden Evidenz (vor allem RCTs) können wir getrost festhalten:

 

Die zusätzliche orale Gabe von Vitamin-D lindert zuverlässig, sicher und signifikant deutlicher als Plazebo die Beschwerden des Reizdarmsyndroms.

 

Eine Schwäche der hier von mir präsentierten Studien liegt in ihrer nicht vorhandenen Integration weiterer Biomarker und molekularbiologischer Methoden, um zu ergründen, warum ein Ausgleichen des Mangels an Vitamin-D zu einer Besserung der Reizdarmbeschwerden führt. Aufgrund der oben dargestellten Erkenntnisse zu den immunologischen Wirkungen des Prohormons könnten wir allerdings darauf spekulieren, dass die Effekte immunologisch, vermutlich via Zytokine vermittelt sind, da sich der Reizdarm vor allem durch Mikroentzündungen und Mastzellaktivierung auszeichnet (Sinagra et al.,2016). 

 

Ein Ausgleich des Mangels an Vitamin-D wirkt via antiinflammation auf die Darmsymptomatik

In einer brandaktuellen Studie, ebenfalls aus dem Iran, nahmen die Wissenschaftler nun zwei der am besten belegten Pathomechanismen bzw. Biomarker des Reizdarms in den Fokus ihrer Vitamin-D-Intervention (Khaligi Sikaroudi et al.,2020). Auch hier handelte es sich wieder um eine randomisierte, doppelblinde und plazebo-kontrollierte Studie, diesmal an 88 Patienten mit einem Reizdarmsyndrom des Subtyps Durchfall (RDS-D; nach ROM-IV-Kriterien). Die Probanden erhielten nach der Randomisierung entweder 50.000IU Vitamin-D pro Woche oder ein nicht davon unterscheidbares Plazeboprodukt. Der Interventionszeitraum betrug gerade einmal neun Wochen, doch die Ergebnisse der Interventionsgruppe konnten sich mehr als sehen lassen:
  • Der Vitamin-D-Spiegel im Blut erhöhte sich von defizienten 17 auf normale 46ng/ml.
  • Der Symptomscore verminderte sich signifikant von durchschnittlich 230 auf 100 Punkte. 
    • Diese Verbesserung entspricht einer Verschiebung von einem moderaten Reizdarmsyndrom hin zu einer milden Ausprägung.
    • Einzelne Probanden unterschritten sogar die Grenze zur Klassifizierung als Reizdarmpatient.
  • Die Vitamin-D-Gabe war dem Plazebo signifikant überlegen. Der Vitamin-D-Status verbesserte sich durch die Plazebogabe nicht, der Schweregrad blieb trotz leichter Verbesserungen moderat und im Gegensatz zur Vitamin-D-Gruppe erreichte kein Teilnehmer durch Plazebo eine Remission der Darmbeschwerden. 

So weit so gut! Wir sehen also noch einmal: Eine aktuelle qualitativ hochwertige Studie belegte erneut einen massiven therapeutischen Nutzen des Ausgleichs einer Vitamin-D-Defizienz beim Reizdarmsyndrom. Doch was ist dann das Neue an dieser Untersuchung? 

 

Die Forscher beließen es nicht bei der Analyse verschiedener Symptomscores und des Vitamin-D-Spiegels, sondern bezogen relevante Pathomechanismen der Erkrankung in ihre Datenerhebung ein, um zu ergründen, wie das Vitamin-D wirkt. 

 

1. Corticotropin Releasing Hormone (CRH)

CRH ist ein Polypeptid aus 41 Aminosäuren, welches im Nucleus paraventricularis des Hypothalamus durch verschiedene Stressoren freigesetzt wird. Die vermehrte Freisetzung von CRH führt u.a. zu häufigeren Stuhlgängen, einer gestörten (durchlässigeren) Darmbarriere ("Leaky Gut Syndrom") und einer dauerhaften (Über-)Aktivierung des Immunsystems, besonders bei Betroffenen eines Reizdarmsyndroms (siehe etwa O´Malley et al.,2011).

CRH verfügt über zwei Rezeptoren, welche hauptsächlich im Gehirn, aber auch beispielhaft in der glatten Muskulatur des Darmes zu finden sind. Besonders problematisch scheint der Rezeptor CRHR1 belastet zu sein. Seine Stimulierung im Gehirn führt zu Angsterleben, während die Stimulation im Darm zu gesteigerter Schmerzwahrnehmung und erhöhter Motilität samt vermehrten Stuhlgängen führt. Gut belegt sind auch die proinflammatorischen Eigenschaften dieses Rezeptors. Die Hemmung bzw. Blockierung von CRHR1 führt zu symptomatischen Verbesserungen bei RDS-D-Patienten. 

 

2. Interleukin 6 (IL-6)

Die Beteiligung von geringgradigen oder Mikroentzündungen beim Reizdarmsyndrom ist inzwischen gut belegt. In Stresszeiten vermehren sich weiße Blutzellen und andere Komponenten des Immunsystems und setzen verstärkt proinflammatorische Zytokine frei, welche die Hirn-Darm-Achse irritieren und gleichzeitig die Freisetzung von CRH (siehe oben) antriggern. Patienten mit einem Reizdarmsyndrom weisen erhöhte Konzentrationen von IL-1beta, IL-6, IL8 und TNF-alpha auf (Seyedmirzaee et al.,2016). 

Besonders potent und belegt ist die Rolle des proentzündlichen Interleukin 6 beim Reizdarmsyndrom. Es beeinflusst direkt die Motilität, Absorption, Sekretion und den Blutfluss des Darmes und verursacht Durchfälle durch die Blockade sympathischer Nervenfasern. Hemmt man die Effekte von IL-6, vermindern sich zuverlässig die Beschwerden des Reizdarmsyndroms. 

 

Wir sprechen also hier von zwei der ganz großen Player beim Reizdarmsyndrom! Und was stellte unser Vitamin-D mit diesen beiden Biomarkern an?

 

  • In der Plazebogruppe stiegen über die neun Wochen sowohl IL-6 als auch CRH. (Was Sinn ergibt, da IL6 die Freisetzung von CRH stimuliert)
  • Im Gegensatz hierzu sank das proentzündliche IL-6 durch die Vitamin-D-Zufuhr signifikant und gleichzeitig stabilisierte sich das CRH.

Die Zusammenschau der erhobenen Befunde legt also nahe, dass das Vitamin-D am ehesten über seine immunomodulatorischen, sprich antientzündlichen Eigenschaften auf den Reizdarm wirkt und dadurch gleichzeitig die (weitere) Freisetzung von CRH hemmt. Das sind wahrhaft großartige Neuigkeiten!

 

Woher weißt du, ob du einen Vitamin-D-Mangel oder eine nicht ausreichende Versorgung hast?

Bist du in den Händen eines guten und verantwortungsvollen Arztes wird dieser ohnehin bereits einmal oder mehrfach deinen Vitamin-D-Status erhoben haben (siehe oben: Vitamin-D-Mangel als wichtiges gesellschafts- und gesundheitspolitisches Thema in Deutschland mit zahlreichen Risiken und Kosten), ABER ich weiß auch, dass immer noch zahllose Ärzte die Wichtigkeit der Laboranalytik unterschätzen. Auch wenn du anhand der mitunter extrem hohen Prävalenzen der Defizienz und Insuffizienz von Vitamin-D gerade unter RDS-Patienten (zur Erinnerung: 4 von 5 bis über 4,5 von 5!) einfach davon ausgehen könntest, dass du unterversorgt bist, kann ich dir eine regelmäßige Testung nur ans Herz legen. Dieser Ratschlag hat zwei triftige Gründe: 
  • Eine Überversorgung mit Vitamin-D birgt ebenfalls Gefahren und tritt oft auf, wenn sehr viel Sonnenlicht zur Supplementation dazukommt.
  • Die Vitamin-D-Gabe ist aufgrund mangelnder Absorption manchmal nicht ausreichend effektiv, so dass die Dosis oder andere Faktoren angepasst werden müssen.

Bevor wir über zusätzliche Optionen der Testung sprechen werden, möchte ich erst einmal genauer definieren, welcher Vitamin-D-Status überhaupt optimal ist und ab wann wir von einer Defizienz oder einer Unterversorgung sprechen. Hier orientiere ich mich an einer bahnbrechenden Arbeit von Alexander Vasquez und Kollegen (Vasquez et al.,2004).

 

  1. Defizienz: <20ng/ml oder <50nmol/l (Risiken gut belegt)
  2. Insuffizienz: 20-40ng/ml oder 50-100nmol/l (Risiken gut belegt)
  3. Optimaler Bereich: 40-65ng/ml oder 100-160nmol/l
  4. Überversorgung: >80ng/ml oder >200nmol/l (birgt evtl. Risiken für die Gesundheit, s. Marcinowska-Suchowierska et al.,2018)

Es gibt also einen "sweet spot", welchen ihr versuchen solltet zu halten! Kontrollen solltet ihr vor allem bei sich ändernden Witterungsbedingungen oder Freizeitaktivitäten vornehmen (lassen). 

 

Eine Möglichkeit, deinen Vitamin-D-Spiegel ganz unkompliziert vom heimischen Sofa aus prüfen zu lassen, bieten inzwischen zahlreiche Labore im Internet. Hierbei entnimmst du mittels einer Lanzette etwas Blut aus einer Fingerkuppe und sendest diese Probe kostenfrei an das zuständige Labor. Innerhalb von wenigen Tagen erhältst du dein Ergebnis. Eines dieser Labore ist der bewährte deutsche Anbieter medivere:diagnostics. 

 

Dieser Vitamin-D-Schnelltest von medivere:diagnostics zum Preis von 30,40€ ist ein sog. Affiliate-Link. Mit einem Kauf via dieses Links unterstützt du meine für die Leser völlig kostenfreie Arbeit mit einer kleinen Provision, die dir keine Mehrkosten verursacht. Möchtest du meine Arbeit ausdrücklich nicht unterstützen, kannst du ihnen über diesen Verweis beziehen! 


Welche Dosierungen und Produkte haben sich beim Reizdarmsyndrom bewährt?

Grundsätzlich ist die eingesetzte Dosierung mehr eine Typenfrage. Für die eine Patientin ist es einfacher, jeden Morgen eine 10.000IU Dosis einzunehmen, als einmal wöchentlich an eine 50.000IU-Tablette zu denken. In den zitierten Studien kam meistens eine 50.000IU-Versorgung einmal pro Woche zum Einsatz. Die gängigsten Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften gehen ebenfalls von diesem Szenario zur Behebung eines Mangels an Vitamin-D aus: 50.000IU wöchentlich für acht Wochen, danach erneute Testung des Vitamin-D-Spiegels und bei ausreichender Versorgung Reduktion auf 50.000IU einmal monatlich. 

 

Auf was du noch achten solltest:

  • Es besteht ein synergistischer Effekt zwischen Vitamin-D und Vitamin-K2 bezüglich Knochen- und Herzgesundheit (Von Ballegooijen et al.,2017). (K2 ist also ein sinnvoller Zusatz im Präparat für die Prävention)
  • Die Einnahme von Vitamin-D mit etwas gesundem Fett (wie von der Natur im Fisch vorgesehen) verbessert die Absorption (Dawson-Hughes et al.,2015). 

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